Die Kluft
Internationale Pfadfinderlager sind etwas tolles. Hier läuft Pfadfinderbewegung zur Hochform auf. Pfadfinder aus aller Herren Länder tummeln sich auf engsten Raum. Viele Kulturen mit ihren verschiedenen Sprachen und Traditionen prallen aufeinander. Junge Menschen treffen sich, tauschen sich aus, lernen einander kennen und schließen zu Hauf Freundschaften: Es ist ein friedvolles Treffen der Völker, also ein Jamboree. Augenfällig tritt zu Tage, was das Friedenspfadfindertum ausmacht: Es ist die Einheit in Vielfalt! Denn obwohl ein jeder seine Sprache spricht, seine Tradition hat, seine Bräuche pflegt und seine Kluft trägt, gehören alle Pfadfinder ein und derselben weltweiten Bruderschaft der Pfadfinder an.
Da scheint es eine innere Disziplin zu geben, die diese junge Menschen und einige Junggebliebene dazubringt, einander so freundschaftlich, ja sogar brüderlich zu begegnen. Uns fällt das vielleicht gar nicht mehr so stark auf, denn für uns Pfadfinder ist das selbstverständlich: “Ein Pfadfinder ist ein Freund zu allen und ein Bruder zu jedem anderem Pfadfinder.” Überhaupt: Es ist dieses eine Idealbild, das uns das Pfadfindertum aufzeigt. Es beseelt unsere Gemeinschaft und hebt sie von der Gemeinschaft einer jubelndende Menge in irgendeinem Rock–Konzert ab. Die Gemeinschaft der Pfadfinder bleibt bestehen, die der jolenden Fans zerfällt.
Durch das Tragen der Kluft bekennen wir unsere Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft. Da es uns eine Ehre ist, dieser Gemeinschaft anzugehören, sind wir ein Stamm, der auf seine Kluft etwas hält. Und darum tragen wir unsere Kluft ordentlich und mit einem gewissen Stolz, wenn uns andere dafür auch belächeln wollen.
In der deutschsprachigen Übersetzung von Scouting for Boys ist zum “Tragen der Kluft” zu lesen: “Infolge der Einheitlichkeit ist die Pfadfinderkluft ein Band der Brüderlichkeit unter Jungen auf der ganzen Welt. Wer die Kluft ordentlich trägt, macht der ganzen Pfadfinderbewegung Ehre. Es zeigt, dass der einzelne Pfadfinder auf sich selbst und auf seinen Trupp etwas hält. Ein schlampiger, unordentlich angezogener Pfadfinder dagegen vermindert in den Augen der Öffentlichkeit das Ansehen der ganzen Bewegung.”
Warum Kluft, das sieht doch so militaristisch aus ?! Das ist eine der vielgeäußerten Ansichten, wenn es um das Tragen von Kluften geht. Die Kluft ist äußerlich gewiß eine Art Uniform, die uns Unseresgleichen sofort kenntlich macht. Wer Kluft trägt ist fast sicher Bündischer oder Pfadfinder. Doch die Kluft hat noch andere Aufgaben. Innerhalb der Gruppe und des Bundes gilt sie als Zeichen der Solidargemeinschaft (einer für alle, alle für einen), was sich in einem Bund auch in den Versprechen, die eine Hilfspflicht beinhalten, zeigt. Aber mit dem Tragen unserer Kluft wollen wir auch eine innere Haltung ausdrücken, nämlich das Streben zu Gruppe, Bund und ihren Mitgliedern gegen alle Anfechtungen. Das Tragen drückt in freier Selbstbestimmung Loyalität und Gemeinschaftsgefühl aus. Die Kluft ist nicht nur ein praktisches Kleidungsstück, sondern Ausdruck unserer bündischen Haltung…
Der Gründer der Pfadfinderbewegung, Lord Baden-Powell (BiPi), entwarf für die Jungen eine einheitliche, für das Fahrten- und Lagerleben zweckmäßige Bekleidung. Da sie nicht sehr kostspielig war, konnte sich jeder Junge unabhängig von seiner sozialen Herkunft, also egal ob er arm oder reich war, eine solche Kluft beschaffen. Die Kluft verhindert das Angeben mit teuren „Markenklamotten“ und soll helfen, die Unterschiede zwischen Arm und Reich in unserer Gruppe zu überwinden.
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