Der Führungsstil

Die richtige Führungstechnik suchen

Ein Jugendgruppenleiter hat eine Menge an Aufgaben: Er sorgt für die Einhaltung der Gruppennormen bzw -Regeln, macht Notwendig- keiten einsichtig, plant das Programm, versucht seine Gruppenmitglieder an verteilten Aufgaben und somit an Verantwortung heranzuziehen, leitet Gruppen- aktivitäten wie Gruppenstunden und Fahrten, fördert Selbsterfahrungen innerhalb der Gruppe, kümmert sich um Material oder um den Gruppenraum, stärkt das WIR-Gefühl und hat darüberhinaus auch noch die Verantwortung über alles. Dies ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt von all seinen Aufgabenbereichen (darauf kommen wir im Kapitel 1.1.7 nochmal zurück), welche ein Gruppenleiter in drei unterschiedlichen Leitungs- oder Führungsstilen vollbringen kann. Obwohl sich diese in der praktischen Jugendarbeit schnell vermischen, kann man die Grundhaltung eines Jugend- gruppenleiters oder einer Gruppenleiterin an ihnen ausmachen.
Prinzipiell heißt Führen einer Gruppe, die besonderen sozialen Zusammenhänge und die daraus resultierenden Situationen in ihrem Wirklichkeitsgehalt zu erfassen und sie gemäß dem Ziel selbständig zu gestalten. Führen einer Gruppe ist insbesondere Motivieren einer Gruppe und diese in einem (durch Regeln und Normen) gesetzten Rahmen zu leiten.
Gutes Führen setzt ein Unterscheidungsvermögen zwischen Sachverhalt und Menschen vor- aus. Die folgenden drei Punkte sind dabei entscheident:

  1. Der Sippen- oder Meutenführer muß die Zusammenhänge des jeweiligen Sachverhaltes richtig erfassen.
  2. Er muß die Einzelpersönlichkeiten der Gruppenmitglieder richtig erfassen, sie individuell aufbauen und gleichzeitig zu einer geschlossenen Gemeinschaft, der Sippe oder Meute, zusammenschweißen.
  3. Der Gruppenleiter muß die Aufgabe so nach dem Prinzip der Überforderung stellen, daß die Gruppenmitglieder gerade noch gewachsen sind, diese als Gemeinschaft zu überwinden und zu lösen.

Man unterscheidet dabei drei Führungsstile:

Der Autoritäre Führungsstil:

Merkmale des Gruppenleiters:
– ständige überlegene Haltung gegenüber seiner Gruppe
– wird schnell ungeduldig, redet selber viel
– kritisiert und tadelt häufig
– Entscheidungen werden nur von ihm getroffen
– plant das Programm meistens alleine
– legt wenig Wert auf Meinungsäußerungen
. hat im allgemeinen wenig Verständnis für individuelle Eigenarten
– ist davon überzeugt, selber Fehlerfrei zu sein, gesteht kaum eigene Fehler ein

Merkmale der Gruppe:
– hat wenig Spielraum für eigene Initiativen
– ist und bleibt unselbständig
– besitzt kein Verantwortungsgefühl für die Gruppe

Vorteile:
– das Programm läuft nach Plan
– wenig Zeitverlust

Nachteile:
– Alleinunterhaltungsmenthalität
– mehr Arbeit für den Gruppenführer
– kein Mitbestimmungsrecht der Gruppe
– keine Kritikfähigkeit
– keine selbständige sondern abhängige Gruppe
– Unterwürfigkeit der Gruppe gegenüber dem Gruppenleiter

Folgen:
– Angst und Agggression oder völlige Resignation der Gruppenmitglieder
– kein Gemeinschafts-/ WIR-Gefühl
– Konkurrenzdenken wird verstärkt
– Feindseligkeit und herabsetzende Kritik untereinander
– passives Verhalten (geringe Aktivität oder Engagement, unterdrückte Kreativität)

Der Laissez-faire-Stil:

(„laufen lassen – wie es kommt“,“sie werden schon lernen,
daß Geschirrspülen notwendig ist“)

Merkmale des Gruppenleiters:
– der Gruppenleiter verhält sich passiv, läßt alles geschehen ohne einzugreifen
– tritt nicht als „Leiter“ oder „Führer“ der Gruppe auf
– ist zurückhaltend, läßt die Gruppe entscheiden
– keine Ideenbündelung oder großartige Programmplanung

Merkmale der Gruppe:
– keine Verbindlichkeit mit der eigentlichen Gruppe
– bilden Untergruppen
– tun, was sie wollen
– Unsicherheit über das, was getan wird oder werden muß

Vorteile:
– kein Zwang von oben, keine Anleitung, völlige Freiheit
– Entwicklung von eigener, freier und ungezwungener Kreativität

Nachteile:
– WIR-Gefühl oder Gemeinschaftsgeist geht verloren
– Mangelnde Koordinierung von Programm und Gruppenaktivität
– Aufgaben werden nur teilweise gelöst und beanspruchen viel Zeit
– es ist kein Erziehungsstil vorhanden
– die Gruppe ist unmotiviert und „gammelt“ herum
– es wird kein Verhältnis zwischen Gruppenleiter und Gruppe aufgebaut
– es werden keine gemeinsamen Interessen gefunden

Folgen:
– es finden keine Bindungen innerhalb der Gruppe statt
– Ratlosigkeit und Unsicherheit treten auf
– nach der anfänglichen Begeisterung tritt Unzufriedenheit auf,
da keiner die Initiative übernimmt;
die Gruppe kann wegen des mangelnden Zusammenhaltens
durch Ziel und Aktion rasch zerfallen

Der Kooperativ-Kollektive Führungsstiel:

Merkmale des Gruppenleiters:
– vermeidet Ausdrucksformen von Macht, der Verfügungsgewalt und Überlegenheit
– er geht auf Vorschläge aus der Gruppe ein
– stellt sich mit der Gruppe auf eine Stufe, verhindert eine Distanz zwischen ihm und der Gruppe
– regt Selbständigkeit und Gruppeninitiative an, Unabhängigkeit,
Sicherheit und Spontanität und Entscheidungsfreiheit werden gefördert.
– Entscheidungen werden durch abstimmen der gesamten Gruppe getroffen
– läßt das Programm von der Sippe entscheiden und planen, gibt Rat- und Vorschläge
– gesteht Fehler ein, oder etwas nicht zu wissen

Merkmale der Gruppe:
– eigenverantwortliches Handeln
– können eigene Ideen und Vorstellungen entwickeln
– Schaffung von persönlichen und freundschaftlichen Beziehungen
– starkes WIR-Gefühl
– große Selbständigkeit, Aktivitäten laufen auch,
wenn der Gruppenleiter mal nicht anwesent ist,
die Gruppe baut ohne notwendige Beaufsichtigung ihre Kothen auf
– jedem einzelnen Gruppenmitglied werden soviel Initiative und Entfaltungsanreite gegeben, wie es die
Sippe oder Meute eben zuläßt.
– jedem Gruppenmitglied wird die gleiche Würde und das gleiche Recht wie dem Gruppenführer
zugesprochen.

Vorteile:
– Gleichberechtigung, der Gruppenleiter muß Arbeiten wie Programmplanen nicht alleine machen
– Mitbestimmung der Gruppenmitglieder
– Selbständigkeit wird gefördert, Verantwortungsgefühle und Kritikfähigkeit werden entwickelt

Nachteil:
– endlose Diskussionen über Entscheidungen können entstehen (Zeitverlust)
– In Notfällen sollte der Gruppenleiter auf Grund seiner Erfahrung
und der ihm zugeteilten Aufsichtspflicht Entscheidungen
ohne Einvernehmen der Gruppe treffen können.

Folgen:
– Verantwortungsbewußte und selbständige Sippe/Trupp/Meute
– Selbstsicherheit bei jedem einzelnen Gruppenmitglied
– Offenheit, Eigeninitiative, Spontanität, Kreativität
– Gemeinschaftsgeist (starkes WIR-Gefühl), homogene Gruppe

Zusammenfassend zu den Führungsstilen:

Diese dargestellten Führungsstile sind idealtypische „Reinformen“. Sie beinhalten häufige Reaktionen, keine zwingende Notwendigkeit. Wie gesagt kommt es in der Praxis häufig zu einer Mischung der Führungsstile, die Art der Führung ist jedoch sehr stark personengebunden an die jeweilige Persönlichkeit des Gruppenführers.
Der partnerschaftlich-kooperative Führungsstil ist besonders gruppenpädagogisch, da auf diese Weise am besten Selbständigkeit und demokratisches Handeln erzogen werden. Eine so geführte Gruppe hat meistens trotz der Wechselbeziehungen aller Gruppenmitglieder keine Außenseiter und kann einen hohen Effektivitätsgrad entwickeln und erreichen.
Die gleichwertige Anerkennung der Fähigkeiten und Interessen aller Gruppenmitglieder sind eine wesentliche Voraussetzung für eine dauerhafte Gruppenharmonie und funktionierende Jugendgruppenarbeit. Die Aufgabe des Gruppenführers ist es, die Mitglieder zur Kooperation zu befähigen, damit sie aus eigener Kraft und ihren eigenen Möglichkeiten das von der Gruppe vorgegebene oder gesetzte Ziel erreichen.

Es kommt die Zeit, da man dich braucht, Da sei du ganz bereit.
Und in das Feuer das verraucht, wirf dich als letztes Scheit. – Friedrich Gundolf

Führen durch Vorbild

Verantwortung

Der Sippenführer sollte seinen Sipplingen ein Vorbild sein, den viele Sipplinge ahmen ihren Sippenführer bewußt oder unbewußt nach. Es kommt also darauf an, das richtige „vor-zuleben“. Vorbild sein heißt „führen von vorne“ – ein gutes Beispiel geben und nicht etwas fordern, zu dem man nicht selbst bereit wäre…

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